
Silke Lienert empfiehlt „In einem Zug“ von Daniel Glattauer:“Den Roman zu lesen, dauert in etwa so lange wie die Zugreise von Wien nach München. Er ist unterteilt in die einzelnen Bahnstationen und die Handlung entwickelt sich, geradeso wie es der Titel verspricht, auf eben so einer Fahrt.
Der in die Jahre kommende, sehr bekannte Schriftsteller von Liebesromanen Eduard Brünhofer (derzeit mit Schreibblockade) ist auf dem Weg nach München. Zu seinem Leidwesen setzt sich jedoch eine Frau „frühen mittleren Alters“ zu ihm ins Zugabteil. Und auch wenn er es anfangs noch erfolgreich vermeidet, in eine Konversation mit Ihr einzusteigen, erliegt er nach kurzer Zeit den offensiven, sehr persönlichen Fragen seiner Reisebekanntschaft. Glücklicherweise, denn so wird diese Zugfahrt, in deren Verlauf der Autor dazu gebracht wird, aus professioneller Sicht heraus das Thema Liebe und Beziehungen anhand seines eigenen Lebens zu beleuchten, in doppeltem Sinne sehr unterhaltsam.
Besonders vergnüglich für uns Leser wird die Lektüre insbesondere dadurch, dass wir nicht nur den spritzigen Dialogen mit seiner Mitreisenden im Zugabteil folgen können, sondern auch den abschweifenden Gedanken des Autors Brünhofer, die mal zu Lesereisen, mal zu bestimmten Wortbedeutungen oder auch hin zum Thema Alkohol wandern.
Insgesamt ein sehr kurzweiliges Buch, bei dem mich immer wieder begeisterte, wie gut Glattauer die Menschen mit ihren kleinlichen inneren Regungen skizzieren kann.“