
Nicola Bräunling empfiehlt „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ von Lena Schätte: „Alkoholiker Familien haben ihre ganz eigenen Regeln. Man deckelt zu, hält fest zusammen, lügt und redet schön. So auch in der Familie der Ich Erzählerin im Roman „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“. Der Vater ist Alkoholiker, die Generationen davor waren es ebenfalls. Er trinkt, spielt, verspricht immer wieder Besserung, aber bis zum Ende kommt er nicht wirklich weg vom Alkohol. Aber er versucht, den Kindern trotzdem ein guter Vater zu sein und besonders zur Tochter gibt es ein sehr enges Verhältnis. Sie verteidigt ihn, wo sie kann, erklärt und entschuldigt sein Verhalten, weiß aber doch genau, was schief läuft. Bei diesem Spagat stößt sie immer wieder an Grenzen. Der größere Bruder hat ein bisschen mehr Abstand und immer ein Auge auf die Schwester. Die jedoch rutscht bereits sehr jung auch in den Alkoholismus. Es gibt Abgründe, Peinlichkeiten, großen Kummer und Nöte. Das Umfeld wendet sich immer mehr ab. Man versucht, es sich so hinzubiegen, als würde man niemanden brauchen, aber auch da weiß man, dass man sich selber belügt. Erst nach dem bitteren Tod des Vaters sieht Motte, wie sie ihr Leben lang von ihm genannt wird, für sich selber eine Perspektive.
Schätte schreibt in einer knappen zeitgemäßen Sprache, die ich sehr mag. Das Thema ist wichtig und aktuell. Bin ich doch davon überzeugt, dass Alkoholismus in Familien so viel weiter verbreitet ist, als wir alle ahnen. Und immer sind die Kinder mit ihren Nöten und Verzweiflungen und mit ihrer Liebe die Leidtragenden.“